Darf ich meinen Welpen barfen? Oder ist die Rohfleischfütterung für Hundekinder schädlich? Ist das überhaupt erlaubt? Viel liest man, dass Welpen erst gebarft werden dürfen, wenn sie aus dem Gröbsten raus sind. Allerfrühestens sollte mit 6 Monaten gestartet werden.
Die Sorge, die sich hier heraushören lässt, ist dass der Welpe in der Hauptwachstumsphase, durch die selbst zusammengestellte Diät nicht genug Nährstoffe erhält. Was natürlich weitreichende Folgen haben kann.
Gleich vorab: Ja, Sie können Ihren Welpen barfen. Es gehört allerdings einiges an Fachwissen dazu, die biologisch artgerechte Rohfütterung umzusetzen.
Was muss ich beachten, wenn ich meinen Welpen barfen möchte?
Gehen Sie es langsam an
Ein Welpe zieht frisch bei Ihnen ein und Sie möchten ihn gleich von Anfang an auf BARF umstellen? Das ist möglich, allerdings sollten Sie ihm eine Eingewöhnungszeit im neuen Zuhause gönnen. Der kleine Vierbeiner hat schon genug Veränderungen zu verarbeiten: die Trennung von Mutter und Geschwistern, die neue Umgebung, eine neue Familie. Da muss nicht auch noch direkt ihm unbekanntes Futter in den Napf.
Lassen Sie ihn erst einmal im neuen Zuhause ankommen, sich mit allem vertraut machen und die neuen Eindrücke verarbeiten.
Manche Züchter füttern den Welpen von Anfang an rohes Fleisch. In diesem Fall dann können Sie selbstverständlich direkt daran anknüpfen.
Nehmen Sie sich für die Umstellung Zeit
Falls Ihr Welpe zuvor jedoch anders ernährt wurde, ist es am sinnvollsten, ihm noch etwa 14 Tage lang sein gewohntes Futter zu geben. Nach diesem Zeitraum beginnen Sie, ihm erste Fleischstücke zu füttern. Bei 4-5 Mahlzeiten am Tag ersetzen Sie erst einmal eine Mahlzeit mit BARF. In den kommenden Tagen steigern sie dies bis alle Mahlzeiten aus Rohfleisch bestehen. Führen Sie den Vierbeiner über eine Woche langsam ans Barfen heran.
Geeignete Fleischsorten fürs Welpen barfen sind zum Beispiel magere Fleischpartien vom Rind, Huhn oder Truthahn.
Zum Einstieg kann es sinnvoll sein, gewolftes Fleisch zu füttern. So besteht weniger Verschluckungsgefahr für den Welpen.
Tipp: Möglicherweise findet Ihr Welpe, dass mit dem Barfen gar nicht so schmackhaft. Ein Trick, um ihn an das rohe Fleisch zu gewöhnen: Kochen Sie es einige Minuten. In den folgenden Tagen verkürzen Sie die Kochzeit, bis Sie das Fleisch am Ende nur sekundenlang mit heißem Wasser überbrühen. Zuletzt ist dann das rohe Fleisch dran.
Eine kleine Info am Rande: Erhitztes Fleisch hat den Vorteil, dass es meist leichter verdaulich für den Magen des Vierbeiners ist.
Die Futterzusammensetzung beim Welpen barfen ist elementar
Eine Barf-Ration besteht zu etwa 80 Prozent aus tierischen (Fleisch, Knochen, Innereien) und zu 20 Prozent aus pflanzlichen Anteilen (Gemüse, Obst, Öle).
Ein Welpe wächst schnell und hat daher einen hohen Energiebedarf, wobei dieser abhängig ist von seinem zu erwarteten Endgewicht, der aktuellem Lebenswoche, in der er sich befindet, und natürlich individuellen Faktoren.
Der Kalorienbedarf für Ihren Welpen sollte genau berechnet werden, um ihn in seiner Entwicklung und seinem Wachstum optimal zu unterstützen. Nicht nur eine zu niedrige Kalorienzufuhr kann Ihrem Vierbeiner schaden, sondern auch eine zu hohe. Dadurch wird ein zu schnelles Wachstum begünstigt, das sich negativ auf Knochen und Gelenke auswirken kann. Dabei wirken Welpen nicht unbedingt dick, sondern sie wachsen zu schnell, so dass sie sogar mager und schlaksig erscheinen.
Die optimale Nährstoffversorgung: Der richtige Mix macht’s
Ein Hund im Wachstum hat einen hohen Nährstoffbedarf. Die ausreichende Zufuhr an Vitaminen sowie Jod, Kupfer, Zink, Phosphor und Calcium ist unerlässlich. Vor allem Phosphor und Calcium spielen beim Ernährungsplan eine große Rolle, sind sie doch mit die wichtigsten Bestandteile der Knochen.
Auf Calcium-Phosphor-Balance achten
Phosphor ist gleichzeitig für den Energiestoffwechsel und einen ausgeglichenen Säure-Basen-Haushalt wichtig und vorrangig in rohem Fleisch zu finden. Das Mineral Calcium spielt bei Muskeln, Nerven und Blutgerinnung eine wichtige Rolle und kommt zum Beispiel in Knochen oder Eierschalen vor.
Phosphor und Calcium stehen in enger Verbindung zueinander und sollten immer in einem ausgewogenen, bedarfsdeckenden Verhältnis zur Verfügung stehen, so dass sich Bewegungsapparat und Zähne Ihres Welpen gesund entwickeln.
Es kommt dabei nicht nur auf die richtige Menge und das richtige Verhältnis zwischen Calcium und Phosphor an, sondern auch darauf, dass Ihr Welpe gleichmäßig, am besten täglich, die richtige Nährstoffversorgung erhält.
Knochen sind keine Pflicht beim Welpen barfen
Damit Ihr Welpe bei der Rohfleischfütterung ausgewogen mit Calcium versorgt ist, müssen Sie ihm aber nicht zwangsläufig Knochen füttern. Knochenmehl eignet sich ganz wunderbar, um Ihr Tier bedarfsgerecht mit dem lebenswichtigen Mineralstoff Calcium zu versorgen. Und das Knochenmehl hat den Vorteil, dass Sie die Werte besser einschätzen können als bei Knochen, deren Mineralwerte großen Schwankungen unterliegen.
Welpen barfen: Die richtige Futtermenge
Die Menge an zugeführtem Barf richtet sich nach dem aktuellen Alter und dem erwarteten Endgewicht des jungen Hundes, zudem hängt es davon ab, wie energiedicht das Futter ist. Je fettreicher Fleisch und Knochen sind, desto höher ist der Kaloriengehalt des Futters und desto weniger Futtermenge ergibt sich. Aufgrund der vielen Einflussfaktoren sollte die genaue Menge für jeden Welpen individuell berechnet werden. Um sicher zu gehen, empfehle ich hier einen Tierernährungsberater hinzuzuziehen.
Vor allem auch, da Energie- und Nährstoffbedarf während des Wachstumsprozesses des Welpen regelmäßig angepasst werden müssen.
Bei der Welpenernährung alters- und entwicklungsspezifischen Besonderheiten beachten
Grob können wir drei Entwicklungssprünge ausmachen, an die es die Ernährung des Welpen anzupassen gilt. Die Sprünge sind etwa bei 8, 12 und 18 Wochen angesiedelt. Da passiert viel, was Energie- und Nährstoffbedarf des Welpen angeht. Dies muss in Futtermenge und Nährstoffzusammensetzung berücksichtigt werden. Ab der 18. Woche bis Ende des Wachstums kann die Futtermenge bei Ihrem Vierbeiner oftmals beibehalten werden.
Barf-Rechner – von mir keine Empfehlung für die Welpenfütterung
Aus diesem Grund sind die Barf-Rechner, die Sie beispielsweise im Internet finden auch nicht geeignet, um die korrekte Futtermenge für Ihren Welpen zu berechnen. Die Prozentrechnungen dort sind nicht modifiziert für den individuellen Bedarf eines Welpen im Wachstum. Ich rate daher immer zu einer individuellen Rationsanpassung für Hundekinder.
Ist die Rohfütterung beim Welpen gefährlich?
Ja, einen Welpen barfen kann ein Risiko bergen. Wenn es nicht fachgerecht gemacht wird. So können bei unausgewogener Ernährung Folge- und Spätschäden entstehen:
Schäden in Maulraum und an den Zähnen sowie in Speiseröhre und Magen durch Knochenfütterung.
Verstopfung und sogenannter Knochenkot, der zu einem Darmverschluss führen kann.
Empfehlung: Vor allem bei Welpen ist es nicht notwendig Knochen zu füttern. Ein praktikabler Ersatz ist Knochenmehl, welches den Vorteil hat, dass es leichter zu dosieren ist.
Fehlstellungen des Knochengerüsts durch Vitamin- und Mineralstoffmangel: Durch Calcium-, Kupfer-, Vitamin D- oder Phosphormangel, aber auch Überversorgungen mit z.B. Calcium, Vitamin D oder Vitamin A können schwere langfristige Schäden entstehen.
Rohes Fleisch kann eine Quelle für multiresistente Keime sein. Diese können nicht nur dem Welpen schaden, da seine Darmschranke noch nicht optimal entwickelt ist, die seinen Organismus vor schädlichen Eindringlingen schützt. Die Keime können auch auf Menschen übertragen werden. Gerade für immungeschwächte Menschen kann das fatale Folgen haben.
Lösung: Kaufen Sie qualitativ hochwertiges Fleisch. Weitere Maßnahme: Fleisch kochen oder zumindest mit heißem Wasser überbrühen. Das gibt auch den Menschen in Ihrem Umfeld mehr Sicherheit. Vorteil: Gekochtes Fleisch ist oft deutlich bekömmlicher für den Hund als rohes Fleisch. Die Sorge, dass zu viele von den Nährstoffen beim Erhitzen verloren gehen, sind zu vernachlässigen.
Fazit: Einen Welpen barfen erfordert Fachwissen
Wer seinem Tier das Futter selbst zusammenstellt, statt Alleinfuttermittel aus dem Handel zu verwenden, übernimmt die Verantwortung für die Nährstoffversorgung. Und ja, gerade bei einem Hund im Wachstum ist das besonders brisant. Wenn Sie Ihren Welpen barfen möchten, benötigen Sie entweder selbst Know-how oder jemanden mit Fachwissen an Ihrer Seite.
Mehr Kontrolle über den Napfinhalt bedeutet auch mehr Verantwortung für die richtige Zusammensetzung
Wenn die Nährstoffe durch die richtige Futterzusammenstellung (oder) und ein passendes Mineralvitaminpulver für Junghunde geliefert werden, kann der Welpe von Anfang an BARF bekommen.
Aber: Sie benötigen reichlich Erfahrung mit Futtermittelkunde und Tierernährung.
Tierärztliche Ernährungsberatung für Welpen-BARF
Sie möchten Ihren Welpen barfen, Ihnen ist das auf eigene Faust aber zu riskant? Sie möchten sichergehen, dass Ihr Welpe alle Nährstoffe erhält, die er benötigt? Dass das Futter altersgerecht und nährstoffdeckend zusammengestellt ist?
Gerne berate ich Sie und berechne die Barf-Rationen für Ihren Welpen.
Comentarios