„Mein Hund hat Giardien, ich muss ihn jetzt kohlenhydratfrei füttern. Können Sie den Futterplan anpassen?“ – Diese und ähnliche Anfragen erreichen mich als Tierärztliche Ernährungsberaterin immer wieder. Selbstverständlich kann ich den Futterplan anpassen, aber oft sehe ich darin wenig Sinn.
Warum das so ist und wie Sie Ihren Hund bei Giardien über die Ernährung viel gezielter unterstützen können, möchte ich Ihnen im Folgenden erläutern.
Giardien sind selten die Ursache für Verdauungsprobleme beim Hund
Wenn Sie erfahren, dass Ihr Hund Giardien hat, haben Sie ihn wahrscheinlich wegen Durchfall, Blähungen oder anderen Verdauungsbeschwerden testen lassen. Aber oft sind die Giardien gar nicht der Auslöser der Probleme. Tatsächlich sind sie bei vielen Vierbeinern – ob gesund oder krank – ein ganz normaler Begleiter. Ähnlich wie E.-Coli-Bakterien bei uns Menschen, sind Giardien einfach Teil des Mikrobioms. Und ein Hund mit einem positiven Giardien-Befund, aber ohne Beschwerden, braucht in der Regel keine Behandlung.
Ja, einige Giardienarten können auf den Menschen übertragen werden. Die gute Nachricht ist jedoch: Bei Einhaltung grundlegender Hygieneregeln lässt sich das Infektionsrisiko deutlich minimieren. Waschen Sie sich gründlich die Hände nach dem Kontakt mit dem Tier, verwenden Sie Einmalhandschuhe bei der Reinigung von Kot oder Futterutensilien. So können Sie das Risiko einer Übertragung effektiv verringern.
Weitere effektive Hygienemaßnahmen hat die ESCCAP >HIER< zusammengefasst.
Ist der Hunde-Darm in Balance?
Die entscheidende Frage ist, ob das Gleichgewicht im Hundedarm gestört ist. Wenn wichtige Bakterien fehlen, kann eine sogenannte Dysbiose entstehen, also ein Ungleichgewicht, das Beschwerden verursacht. Ebenso wichtig ist eine intakte Darmschleimhaut. Ist die Schleimhaut nicht ausreichend aufgebaut, können Giardien, aber auch Bakterien direkt an die Darmzellen gelangen und unter Umständen ins Blut – was zu ernsten Komplikationen wie Sepsis und schweren Darmschäden führen kann.
Warum Aushungern bei Giardien nichts bringt
Giardien gehören zur Gruppe der Protozoen (einzellige Mikroorganismen) und befallen vor allem den Dünndarm von Hunden. Dort heften sie sich an die Darmwand und ernähren sich von Nährstoffen aus der Nahrung ihres Wirts.
Genau wie der Hund selbst ernähren Giardien sich von Glukose und anderen Kohlenhydraten. Klar, die Idee, die Giardien einfach auszuhungern, klingt verlockend. Aber wenn wir den Parasiten die Nahrung entziehen, entziehen wir auch unserem Hund wichtige Ressourcen – und das wollen wir natürlich nicht.
Auch wenn man bei „Kohlenhydraten“ zuerst an Nudeln oder Kartoffeln denkt: Der Hundekörper und sein Mikrobiom produziert auch selbst Glukose und diverse Energiequellen, die Giardien nutzen können. Das bedeutet, selbst wenn wir die Kohlenhydrate in der Nahrung reduzieren, würde das die Giardien nicht davon abhalten, weiter im Darm zu überleben.
Aber keine Sorge – es gibt einen besseren Weg, wie wir den Hund bei einem Giardienbefall unterstützen können, und das klappt tatsächlich über die Ernährung! Der Schlüssel liegt in einer darmfreundlichen Kost, mit der wir das Verdauungssystem unseres Hundes stärken und es schaffen, den Giardien das Leben schwerer zu machen.
Den Hundedarm stärken: Tipp bei akutem Durchfall
Akuter Durchfall bei Hunden entsteht meist, weil der Vierbeiner etwas gefressen hat, das ihm nicht gut bekommt. Oft klingt der Durchfall nach etwa einer Woche ab – ganz gleich, ob Sie das Futter wechseln, gar nichts tun, Antibiotika geben oder zu Probiotika und Ballaststoffen greifen. All das hat in solchen Fällen keinen entscheidenden Einfluss auf den Verlauf.
Cellulose bei Hundedurchfall
Bei akutem Durchfall empfehle ich insbesondere den Einsatz von Cellulose. Die gibt es als Pulver oder in granulierter Form – letztere staubt weniger und ist daher etwas praktischer. Wichtig ist, dass die Cellulose eine gewisse Faserlänge hat, um im Darm ihre Wirkung zu entfalten. Das ist also nicht mit Taschentüchern zu vergleichen; diese auseinanderzupflücken reicht hier nicht aus.
Cellulose kann helfen, den Hundekot zu festigen und damit die Symptome wie schleimig-wässrigen Durchfall zu lindern, der bei Giardienbefall typisch ist. Durch die festigende Wirkung der Cellulose entspannt sich nicht nur der Magen-Darm-Trakt des Hundes, sondern Sie werden ebenfalls entlastet, da die Kotaufnahme erleichtert wird und Sie gelassener reagieren können.
Ernährung für den Hund: Die Darmgesundheit ins Gleichgewicht bringen und Giardien natürlich behandeln
Wichtig ist es, die Darmgesundheit Ihres Hundes langfristig zu stärken. Dafür empfehle ich in erster Linie Präbiotika. Sie unterstützen nicht nur die Verdauung, sondern fördern auch das Wachstum nützlicher Darmbakterien, die das Gleichgewicht im Hundedarm stabil halten und das Immunsystem stärken. Außerdem helfen sie auch im Akutfall. Zu dieser Kategorie zählen Inulin, Pektin, Guar und Laktulose.
Eine allgemeine Dosierungsempfehlung liegt bei 0,5 bis 1 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht. Beginnen Sie aber nicht mit der vollen Menge, sondern erhöhen Sie die Zufuhr langsam über fünf bis sieben Tage, um den Hundedarm nicht zu überlasten. Mikrobiom und Darm gewöhnen sich dann langsam an die Präbiotika und Blähungen oder weicher Kot als Nebeneffekt zu schneller Zugabe bleiben aus.
Probiotika lassen sich ebenfalls gut in den täglichen Speiseplan integrieren – idealerweise kombiniert mit Ballaststoffen. Diese Kombination ist deutlich effektiver, da Probiotika allein oft nur begrenzt wirken: Viele Präparate enthalten nur wenige Bakterienstämme in geringer Menge, was oft nicht ausreicht, um das Darmgleichgewicht langfristig zu stabilisieren.
Auch Flohsamenschalen haben sich als gutes Akutmittel erwiesen. Sie binden freie Flüssigkeit im Darm, regulieren die Darmperistaltik und helfen so, den Durchfall zu lindern. Zusätzlich bilden sie eine schützende Schleimschicht, die sich über die Darmschleimhaut legt und diese beruhigt und vor weiteren Reizungen schützt.
Zu guter Letzt kann man auch auf altbekannte Hausmittel bei Durchfall setzen. Die Morosche Karottensuppe, die reich an Pektin ist, hat sich hervorragend bewährt.
Es gibt zudem viele speziell zusammengestellte Fasermischungen, die genau dafür entwickelt wurden, das Darmmilieu optimal zu unterstützen.
Wenn Sie die Ernährung Ihres Hundes gezielt in Richtung Ballaststoffe und probiotische Unterstützung anpassen, können Sie das Risiko, dass Giardien sein Wohlbefinden beeinträchtigen, deutlich verringern oder sogar ganz eliminieren.
Sollten Giardien mit Medikamenten behandelt werden?
Aus meiner Sicht als Tierärztliche Ernährungsberaterin sollte man bei Hunde-Giardien vorsichtig mit Medikamenten umgehen. Wenn eine Behandlung erforderlich ist, empfehle ich Fenbendazol – ein Antiparasitikum, das gezielt gegen Würmer und Einzeller wie Giardien wirkt, ohne die empfindliche Darmflora anzugreifen.
Von der Anwendung des Antibiotikums Metronidazol rate ich eher ab. Einerseits sind viele Giardienstämme mittlerweile resistent. Gleichzeitig kann Metronidazol das Darmmikrobiom stark beeinträchtigen und das oft noch monatelang nach der Behandlung. Dies kann dazu führen, dass aus einem akuten Problem ein chronisch kranker Darmpatient wird – und die Giardien möglicherweise trotzdem noch da sind.
Selbst wenn parallel Probiotika zur Unterstützung der Darmflora gegeben werden, reicht dies oft nicht aus, um die Nebenwirkungen zu mildern. Am Ende hat der Hund nicht nur weiterhin Giardien, sondern auch einen geschwächten Darm.
Grundsätzlich gilt aber: Wenn beim Hund irgendwann mal Antibiotika nötig sind, sollte parallel immer zusätzlich mit Fasern und Probiotika gearbeitet werden.
Der Schlüssel für einen gesunden Hundedarm ist die Ernährung
Viele Hundehaltende wollen die Giardien unbedingt loswerden. Das ist aber gar nicht notwendig. Giardien sind für viele Hunde ein natürlicher Bestandteil des Mikrobioms und nicht zwangsläufig die Ursache für Verdauungsbeschwerden. Viel wichtiger ist es, das Gleichgewicht im Darm zu unterstützen, da eine gesunde Darmflora und intakte Darmschleimhäute entscheidend sind, um den Hund vor den negativen Auswirkungen der Giardien zu schützen. Eine ausgewogene Ernährung, die gezielt Ballaststoffe, Probiotika und präbiotische Stoffe wie Pektin und Inulin enthält, kann helfen, das Verdauungssystem des Hundes zu stärken und Giardien in Schach zu halten.
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