Energiebedarf bei Hunden und Katzen: Eine kritische Betrachtung der FEDIAF-Richtlinien
Die Tierernährung, insbesondere für Hunde und Katzen, ist ein faszinierendes und zugleich komplexes Gebiet. Während meiner Doktorarbeit zum Energiebedarf von Hunden und Katzen stieß ich auf einige Diskrepanzen bezüglich der Empfehlungen der European Pet Food Industry Federation (FEDIAF).
FEDIAF-Empfehlungen: Sind sie wirklich passend?
FEDIAF stellt Richtlinien für den Energiebedarf von Hunden und Katzen basierend auf Faktoren wie Alter, Aktivitätsgrad und Kastrationsstatus zur Verfügung. Meine Untersuchungen ergaben jedoch, dass diese Empfehlungen nicht immer mit den tatsächlichen Bedürfnissen unserer Haustiere übereinstimmen.
Energiebedarf bei mittelalten Hunden
Ein anschauliches Beispiel hierfür sind mittelalte Hunde im Alter von 3 bis 7 Jahren mit einer mäßigen täglichen Aktivität von 1 bis 3 Stunden. Während die FEDIAF einen Energiebedarf von 110 kcal pro Kilogramm metabolisches Körpergewicht vorsieht, deutet meine Studie darauf hin, dass ein Wert von 95 kcal angemessener wäre. Interessanterweise empfiehlt FEDIAF diesen niedrigeren Wert für Hunde über 7 Jahre oder solche mit weniger als einer Stunde Aktivität pro Tag.
Der Realitätscheck
Ein zentrales Problem liegt darin, dass viele Futtermittelhersteller die Aktivitätsempfehlung vernachlässigen und tatsächlich viele Hunde nicht die vorgeschlagene Stunde Aktivität erreichen.
Die Aktivitätsfrage bei Katzen
Auch bei Katzen gibt es ähnliche Unstimmigkeiten. FEDIAF unterscheidet hier zwischen kastrierten und unkastrierten, aktiven und Indoor-Katzen und empfiehlt 100 kcal pro kg metabolisches Körpergewicht für aktive Katzen. Meine Studien weisen jedoch darauf hin, dass 75 kcal oft ausreichen würden. Die Befolgung der höheren Empfehlung könnte insbesondere bei weniger aktiven Tieren zu Übergewicht führen.
Der Stolperstein: Energiereiches Futter
Energiereiche Futtermittel für Hunde und Katzen, oft durch hohe Fettanteile gekennzeichnet, erleichtern es den Herstellern, den Empfehlungen zu entsprechen. Doch diese führen oft zu Übergewicht, von dem bereits über die Hälfte unserer Haustiere betroffen ist.
Ein generelles Problem: Fehlende Anpassung der Futtermenge
Viele Tierhalter folgen den Empfehlungen nicht genau, da sie erkennen, dass ihre Tiere bei den vorgeschlagenen Mengen an Gewicht zulegen. Dies kann zu einer chronischen Mangelversorgung mit essentiellen Nährstoffen führen.
Der Trend zur Inaktivität
Sowohl bei Hunden als auch bei Katzen zeigt sich ein Trend zur Inaktivität, den wir auch bei uns Menschen beobachten können. Dies könnte in zukünftigen Generationen zu einem weiteren Rückgang des Energiebedarfs führen.
Mein Vorschlag
Ich empfehle, dass die FEDIAF ihre Richtlinien aktualisiert und die Werte von 95 kcal bzw. 75 kcal pro kg metabolisches Körpergewicht als allgemeine Basis für die Ernährung von Hunden und Katzen aller Altersgruppen in Betracht zieht. Für ältere Tiere könnten eventuell sogar niedrigere Werte sinnvoll sein, um eine optimale Anpassung an die individuellen Bedürfnisse zu ermöglichen.
Expertenrat für Futtermittelunternehmen
Als erfahrene Fachberaterin im Bereich der Tierfutterproduktentwicklung stehe ich Futtermittelunternehmern gerne mit meiner Expertise zur Seite. Eine präzise Abstimmung von Nährstoffbedarf und -zufuhr ist entscheidend für das Wohl unserer tierischen Begleiter.
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Dr. Melanie Thes
Fachtierärztin für Tierernährung & Diätetik & externe Fachberaterin für Futtermittelunternehmen
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